Patrone der Malteser

Der heilige Johannes der Täufer

Dass Johannes der Täufer Patron der Malteser ist, hat historisch einen eher zufälligen Grund: die Kirche des ersten Hospitals in Jerusalem trug seinen Namen. Denn dort verehrte man den Geburtsort Johannes’ des Täufers. Die Hospitalgemeinschaft machte sich seine Person und sein Vorbild zu eigen. Ihr ursprünglicher Name lautete daher: „Orden des hl. Johannes vom Spital zu Jerusalem“ oder kurz: „Johanniter“.

Kirchen und Kapellen der Malteser in aller Welt tragen deshalb den Namen des hl. Johannes des Täufers. Durch Bildnisse und Statuen wird er dort in besonderer Weise verehrt.

Die Verehrung Johannes des Täufers durch die Malteser ist schon vor 1113, dem Jahr der päpstlichen Anerkennung des Or­dens belegt. In den Urkunden des Ordens aus dem 12. und 13. Jahrhundert findet sich häufig die Eingangsformel: „Gott, dem hl. Johannes dem Täufer und den heiligen Armen“. Auf dem Titel des ersten gedruckten Ordensregelbuchs von 1584 steht beherrschend die Gestalt des Täufers mit dem Siegeswimpel der Auferstehung vor den Krankenbetten, gleichsam als Einleitung für die Statuten selbst und um die Ordenritter an die zentralen Aspekte ihrer Aufgabe zu erinnern:
- die Verteidigung des Glaubens, der in der Auferstehung sein Zentrum hat,
- und den Dienst an den „Herren Kranken“.

Wie Johannes der Täufer „dem Herrn den Weg zu bereiten“ (Lk 1,76), prägte daher das Selbstverständnis der Malteser in ihrer Geschich­te: sei es bei der militärischen Verteidigung des Abendlandes, sei es im Dienst am Nächsten, vor allem am Armen und Kranken.

Insbesondere seine Rolle als „Vorläufer“ (vgl. Mt 11,10) war Vorbild, in Demut zurückzutreten hinter dem eigenen Dienst und demjenigen, um den es eigentlich geht: Christus.

Im Charakter Johannes’ des Täufers wurden überdies in besonde­rer Weise die Kardinaltugenden erkennbar, die das Lebensideal der Malteser bestimmen und in den vier inneren Ecken des Mal­teserkreuzes versinnbildlicht werden:
- die Maßhaltung in seiner asketischen Lebensführung (vgl. Mk 1,6; Mt 11,18ff, Lk 1,15),
- die Klugheit in seiner Predigt (vgl. Lk 3,2ff; Mt 3,2-11; Mk 1,4),
- die Gerechtigkeit in seiner Forderung an Zöllner, Soldaten und im Eintreten für die eheliche Treue gegenüber Herodes (vgl. Mt 3,7; Lk 3,12ff, Lk 3,19)
- die Tapferkeit in seinem Martyriums (vgl. Mt 14,3-12; Mk 6,17-29; Lk 3,19f )

Als „größter unter den von einer Frau Geborenen“ (Mt 11,11ff) konnte der Täufer schließlich neben der Muttergottes in besonderer Weise Fürbitter sein für die Malteser und die ihnen Anvertrauten.

Die heilige Maria, Muttergottes von Philermos

Seit der Gründung des Ordens im 11. Jahrhundert war Maria, die Mutter Gottes, seine Schutzpatronin. Bereits in der ältesten Ordensregel wird sie neben dem hl. Johannes dem Täufer genannt (vgl. Regel, Art. 15). Auf die Zeit des Ordens auf der Insel Rhodos geht die Verehrung der Ikone der „Muttergottes von Philermos“ zurück. Der Name „Philermos“ leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet: „der die Einsamkeit Liebende“. Er bezeichnet jenen Ort auf der Insel Rhodos, wo die Ikone seit dem 12. Jahrhundert verehrt wurde. Seine Ursprünge hat das Bild im 11.-12. Jahrhundert im byzantinischen Raum.

Die Ikone der Muttergottes von Philermos hat die Malteser auf ihren weiteren Wegen begleitet und wurde von den Ordensrittern liebevoll verehrt. Kopien des Bildes schmücken Kapellen und Kirchen des Ordens weltweit. Das Original gelangte nach der Eroberung Maltas durch Napoleon 1799 zunächst nach Rußland, dann über Dänemark und Deutschland nach Belgrad, wo sie im Laufe des Zweiten Weltkriegs 1941 verschwand. 1999 wurde sie von australischen und österreichischen Ordensmitgliedern in Montenegro wiederentdeckt. Dort wird sie im Museum von Cetinje bis heute aufbewahrt.

Gut tausend Jahre haben Menschen vor diesem Bild gebetet. Sie haben geglaubt, dass Maria ihre Bitten und Anliegen anhört und zu ihrem Sohn weiterträgt. Sie haben erfahren: Er erhört diese Gebete auf die Fürsprache seiner Mutter. Sie haben „Unsere Liebe Frau von Philermos“ als Mutter Gottes und als Mutter der ganzen Menschheit verehrt.

Eine besondere Gestalt hat die Verehrung der Muttergottes durch die Malteser darüber hinaus in der Wallfahrt nach Lourdes gefunden.

In dem kleinen Pyrenäenort war im Jahre 1858 die Muttergottes dem Bauernmädchen Bernadette Soubirous erschienen und hatte sich ihr als „die unbefleckte Empfängnis“ geoffenbart:  „Ich hörte ein Geräusch ähnlich einem Windstoß, ich erhob die Augen zur Grotte und sah eine weißgekleidete Dame, welche ein weißes Kleid, einen blauen Schleier und auf jedem Fuß eine goldene Rose trug“, so berichtete Bernadette später. Durch das Wasser der Quelle von Massabielle waren Kranke geheilt worden, so daß Lourdes im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zu einem der großen Marienwallfahrtsorte Europas wurde.

Angestoßen durch Philipp Freiherr von Boeselager, der 1948 selbst die Heilung der Nichte eines Freundes dort erlebt hatte, bauten die Malteser in der Folgezeit einen deutschen Lourdeskrankendienst auf und veranstalteten seit 1950 Lourdesfahrten für Kranke.

Heute fahren jedes Jahr 16 Malteserpilgerzüge mit Kranken und Behinderten nach Lourdes, organisiert und geleitet von Ordensmitgliedern. Lourdes ist so zu einem Kristallisationspunkt des Ordens geworden. Er entspricht in idealer Weise dem Ursprungsauftrag der Malteser: Die Nächstenliebe in der Zuwendung zum Kranken und das Erkennen des Herrn in ihm lassen den Dienst am Kranken zu einem „Gottesdienst“ werden. Das feste Gebet um Heilung und der vertrauensvolle Glaube, daß Gott sie bewirken kann, zeugt von dem Glauben an seine Nähe und Macht. – „In Lourdes hat der Orden wieder zu seinen Quellen gefunden.“ (Philipp von Boeselager)

Das älteste Zeugnis der Marienverehrung der Malteser im Abendland findet sich in dem kleinen französischen Ort Liesse in der Diözese Soisson. Fast bis in die Zeit der Anfänge des Ordens reicht die dortige Verehrung Mariens unter dem Titel „Ursache unserer Freude“ zurück.

Sie ist verbunden mit einer Legende: Drei Ritter des Ordens waren in Ägypten von den Sarazenen gefangen worden. Um sie zum Islam zu bekehren schickte der Sultan seine Tochter in den Kerker. Doch stattdessen gelang es den Rittern, die Prinzessin vom christlichen Glauben zu überzeugen. Auf ihre Bitte hin, ein Bild der Muttergottes zu sehen, wurde ihnen ein Madonnenbild geschickt, das sie auf ihrer wunderbaren Flucht gemeinsam mit der Prinzessin nach Liesse brachten.

In den folgenden Jahrhunderten wurde es dort unter großer Anteilnahme des Volkes verehrt. Die französischen Könige pilgerten vor ihrer Krönung nach Liesse, um sich der Muttergottes anzuvertrauen.