Wer hilft wem oder: Wer ist hier eigentlich bedürftig?

Wir Malteser sind Anpacker (und Anpackerinnen): Wo Not ist, da sind wir da und versuchen, diese zu lindern: beim Sanitätsdienst, der Wallfahrt für Menschen mit Behinderung, beim Wohlfühlmorgen für wohnungslose Menschen und bei den unzählbaren anderen Gelegenheiten, die sich uns bieten. Das alles professionell und leidenschaftlich.

Für andere da sein, ihnen helfen und Freude oder was sonst sie brauchen schenken, das ist unser Charisma – und das ist gut so.

Manchmal habe ich dabei den Eindruck, dass wir ungewollt und unbewusst in unserem Hilfe-Ethos die Welt einteilen: in Helfende und Bedürftige, in die, die etwas haben und die, die etwas brauchen, in Subjekte und Objekte von Hilfe und damit irgendwie ein Bisschen in oben und unten.

Jesus sagt, wo er in dieser Welt zu finden ist: in den Hungrigen und Durstigen, den Fremden, Obdachlosen, Nackten, Kranken und Eingesperrten (Mt 25,31ff). Damit stellt er einmal mehr unser Denken vom Kopf auf die Füße. Das meint: Ich begegne nicht „nur“ einem Menschen, wenn ich einem Obdachlosen in die Augen schaue und ihm aufrichtig helfe. Ich erfahre Jesus selbst, den ich in diesem Menschen finde. Was ich empfange und mir selbst nicht geben kann, ist unendlich größer als das, was ich gebe.

Bedürftig, das bin ich selbst.

Dr. Marc Möres
 

Hintergrund

Seit 2010 veröffentlichen die Leiter des Geistlichen Zentrums vierteljährlich im Malteser Magazin unter der Überschrift inTUITIOn kurze Impulse für den Dienst der Malteser und ihr Leben in und mit der Kirche.